Diese angesprochene Anonymität hat auch nichts mit Armut oder Reichtum zu tun.
Während ich mir tatsächlich vorstellen kann, dass in einer kleinen, übersichtlichen Stammesgesellschaft das Ausbilden von “Oben” und “Unten” unterbleibt (aber dafür trotzdem auf der Ebene zwischen den Stämmen existiert), sind die Gesellschaften danach, ob nun in der Antike, im Mittelalter oder eben heute, viel unübersichtlicher, eben anonymer.
In solchen Gesellschaften kommt es meiner Meinung nach immer zu einem Ausbilden von einem “Oben” und einem “Unten”. Nur was die Elite definiert, ist jeweils unterschiedlich. Heute ist es materieller Besitz, es kann in anderen Gesellschaften aber auch Parteizugehörigkeit sein oder ganz stumpf körperliche Kraft. In allen diesen Gesellschaften, um den Bogen ganz zum Anfang zu spannen, geht der Starke jedoch auf den Schwachen.
Anmerkungen: insgesamt sieht der Plan 24 für die Bundesministerien ca. 6,1 Mrd EUR weniger als 23 vor. Insbesondere die erheblich geringeren Budgets für Wirtschaft und Gesundheit sind wohl auf auslaufende Corona-Effekte zurückzuführen. Da hinter den Prozentzahlen teils erheblich unterschiedliche absolute Werte stehen (Buschmanns +1,9% sind absolut gerade mal 60% von Lindners +0,3%, 18 bzw. 30 Mio EUR) lohnt auch ein Blick auf die Veränderung in absoluten Werten:
Weiterhin ist durch die per se unterschiedlichen Budgets/Anteile am Bundeshaushalt der Ministerien wohl die aussagekräftigste Kennzahl die Veränderung des Anteils am Bundeshaushalt. Hier lässt sich unabhängig von absoluten Größen und Volumen ablesen, welches Ministerium seinen Anteil ausbauen kann oder einbüßen muss:
Das führt zu folgenden durchschnittlichen Veränderungswerten der Anteile der Minister pro Partei: (Edit: falsch gerechnet, die FDP hat +0,36 statt +0,07)
SPD +0,49 FDP +0,36GRÜ -0,15
Das bedeutet: im Schnitt konnte jeder SPD-Minister den Anteil seines Ministeriums am Haushalt um 0,49 erhöhen. Jeder FDP-Minister durchschnittlich um 0,36, jeder Grüne hat durchschnittlich 0,15 verloren. Die Grünen haben also am schlechtesten verhandelt.
Bei Stämmen hat es den Vorteil, dass diese relativ klein sind und sich dadurch eine Unterscheidung von Familien schwer ergibt. Es wird im Prinzip auch erst spannend, wenn wir von größeren Gesellschaften reden und da wird es in der Untersuchung schon schwieriger.
Genau entlang dieser Linie würde ich argumentieren. In einer sehr kleinteiligen Gesellschaft kann sich ein Oben und ein Unten nicht so gut herausbilden. Sobald aber die Größe so ist, dass die Schwelle der Anonymität überschritten ist, ist es meiner Meinung nach nahezu unmöglich, die Bildung einer Hierarchie entlang irgendeines Merkmales zu unterbinden. Zumindest wüsste ich geschichtlich kein Beispiel.
Wir sind Menschen. Wir haben mit Natur nur noch sehr wenig zu tun.
Puh. Wenn ich aus dem Fenster (oder in den Spiegel) schaue, sehe ich noch jede Menge instinktives Verhalten, obwohl man es rational eigentlich besser wissen sollte. Ob jetzt große Gräuel wie Krieg oder Verbrechen oder kleine wie Familienstreit ab Abendbrottisch, das Primitive greift regelmäßig auf uns durch, wie zivilisiert wir auch tun.
Naja, das nach unten treten an sich ist kein Merkmal des Kapitalismus. Vor dem Kapitalismus hat man auch schon nach unten getreten, unten wurde nur über andere Dinge definiert. Ob das nun Kraft, Rang, Kohle, Parteizughörigkeit usw… ist. Bisher hat noch jede Gesellschaft ihre Eliten gebildet, mit entsprechend resultierender Hierarchie.
Bei dir ist immer Klassenkampf :D Aber im Ernst: ist es nicht überall, menschenweit, Gewohnheit, nach unten zu schlagen? Ist doch auch viel einfacher, sich die noch schwächeren vorzunehmen.
Puh, weiß nicht. Für jeden Müll immer einen Termin auf dem Amt machen müssen, mit entsprechendem Vorlauf, Wartezeiten, usw…
Du hast aber natürlich recht, dass auch bei einer vollkommen durchdigitalisierten Bude die Abläufe trotzdem sklerotisch und langsam sein können, aber dann wüsste man wenigstens, dass die Typen dort das Problem sind und nicht ihre Ausrüstung.
Um den Verdacht des Framings (auch “gutes” Framing ist scheiße) auszuschließen, wäre es eigentlich fairer gewesen, alle Minister aufzulisten. Ein Pistorius dürfte wohl auch als nicht-FDPler ganz gut profitieren, oder?
Die hat das so dargestellt als würde die ganze Volkswirtschaft wegen 0,06% zusammenbrechen.
Verfängt ja auch bei der Zielklientel. Wer (berechtigt oder unberechtigt ist dabei völlig egal) das Gefühl hat, selber die immer ärmere Wurst zu sein, der hört gerne, wenn ein anderer daran Schuld sein soll. Willkommen im Verteilungskampf.