philpo,

Ist eine Sau dumme Idee, wir haben sowohl bei der Praxis als auch Notaufnahmegebühr schon erlebt welche Folgen das hat: Diejenigen die sowieso schon einen verminderten Zugang zur Medizin haben nutzen Sie dann auch in Akutfällen noch weniger und es kommt zur verspäteten Zuweisung -> die Kosten der Behandlung dieser Fälle steigen extrem an und es sterben/leiden Menschen unnötig während parallel die Anspruchshaltung der Menschen die gezahlt haben zunimmt und verbale wie körperliche Gewalt ansteigt. Ich habe selber schon einen toten Säugling erlebt weil die Mutter dachte (!) die 10€ Notfallgebühr die es mal gab gelte auch für Kinder. Die waren aber nicht mehr drin.

Das ist internationaler Standard für die es absolut überwältigende Evidenz gibt.

Sorry. Aber wer das anders sieht zeigt nur wie weit weg er von der Versorgung ist - ich kenne absolut niemanden “an der Front” der halbwegs Ahnung hat und das wirklich gut findet. Von betreffenden Funktionär ist es imho eine Nebelkerze um vom vollständigen Versagen seiner Person wie auch seines Verbandes im Bezug auf die Sicherstellung der pädiatrische Akut- und Standardversorgung abzulenken.

Gerade bei Kindern ist das ganze auch extra zynisch,denn Kinder haben die unangenehmene Eigenschaft,dass ihre Krankheitsverläufe oft sehr lange “mild” sind um dann sehr schnell sehr dramatisch zu werden. Zwischen “ordentlich krank aber Zuhause machbar” und “Sepsis Intensivstation Tod” kann da oft nur eine halbe Nacht liegen aus Sicht des ungeübten Betrachters - selbst Fachpersonal ist da oft überfordert.

Wenn man schon Kosten einführen will dann eher nach dem italienischen Modell: Dort wird erst wenn sich NACH der Ersteinschätzung durch Fachkräfte raus stellt,dass der Fall zum Hausarzt kann eine Gebühr fällig falls man nicht zu selbigem gehen möchte. Sprich: Der Patient hat die Wahl ob er nun “umdreht und morgen zum Hausarzt geht” oder “weiter in der Notaufnahme” bleibt. Und auch da gilt das nie für Kinder.

Anekdoteles,

“Chef der Kinderärzte” - da würde ich mich als Kinderarzt ganz schön verarscht fühlen, wenn der Präsident des Verbands, den ich für die Vertretung meiner politischen Interessen bezahle, als mein Chef betitelt würde.

Labonnie,

Es gibt Orte, da hat es keine Kinderärzt:innen die noch Patient:innen aufnehmen. Dann gehen welche in Rente, für den freiwerdenden Sitz findet sich niemand, nach einiger Zeit wird der Sitz von der KV gestrichen.

Wo ich lebe, nimmt im ganzen Kreis keine Kinderarztpraxis mehr Kinder auf, nur Neugeborene. Ich fahre 45min mit dem Auto zu unserer “neuen” Praxis. 2h+ mit Bus und Bahn. Und selbst die nimmt nicht mehr.

O-Ton der Praxen die ich abtelefoniert habe: “Wenn es was akutes ist, gehen sie in die Bereitschaftspraxis.”

So, und nun?!

ebikefolder,

So, und nun?!

Da wäre Herr Lauterbach gefragt. Allerdings müsste der sich dafür mit der KV anlegen:

Etwas mehr Staat in der Gesundheitsversorgung. Die Kommunen (die sollten da den besten Überblick haben) bestellen Arztpraxen bei der KV (so wie sie heute schon öffentlichen Nahverkehr bestellen), und selbige hat sie zu besetzen. Nein, nicht mehr jeder Arzt kann sich aussuchen wo er arbeitet.

Ärzte werden auf die Barrikaden gehen, und Zeter und Mordio schreien. Lass sie schreien, die beruhigen sich schon wieder.

taladar,

Deine Theorie geht davon aus dass es irgendwo eine Überversorgung mit Ärzten gibt von wo man die abziehen könnte. Einen Arzt der anderswo voll ausgelastet ist erst mal für Monate aus dem Verkehr ziehen für einen Umzug verbessert die Situation sicherlich nicht. Und den Job noch unattraktiver zu machen auch nicht.

ebikefolder,

…wikipedia.org/…/Liste_der_Länder_nach_Ärztedicht…

Insgesamt scheint Deutschland recht gut mit Ärzten versorgt zu sein.

taladar,

Das Problem scheint auch eher ein Facharzt-spezifisches zu sein. Allgemein-Mediziner scheinen im wesentlichen in ländlichen Gegenden zu fehlen wo die Bevölkerungsdichte sehr niedrig ist.

A2PKXG,
@A2PKXG@feddit.de avatar

Was hat es eigentlich mit diesen sitzen auf sich? Es ist ja nicht so, als hätten wir gerade ein Überangebot an Arztpraxen…

taladar,

Bringt aber auch niemand was wenn die KV lauter Karteileichen aus theoretisch aber nicht praktisch existierenden Praxen führt.

ebikefolder,

Hier sollte vielleicht der Praxis, KV-Sitze meistbietend zu verkaufen, ein Riegel vorgeschoben werden. Denn es ist ja nicht ganz auszuschließen, dass mit Sitzen spekuliert wird. Bei Praxisaufgabe geht der Sitz unverzüglich an die KV zurück und gut is.

Labonnie,

Das ist aber hier nicht das Problem.

Die Praxissitze werden nur für so viel Geld verkauft, wenn es mehr Ärzt:innen gibt die sie potenziell übernehmen können als es freiwerdende Sitze gibt.

Hier ist das Problem, dass sich niemand dort niederlassen will. Das ist für den abgebenden Arzt sogar ein großes Problem, da sich dann oft die Frage stellt was mit den Patientenakten passiert.

A2PKXG,
@A2PKXG@feddit.de avatar

Ja, soweit habe ich es schon verstanden. Ich hinterfrage nur der Sinn. Für Bäckereien haben wir schliesslich auch keine quote.

Labonnie,

In der Theorie ist das dafür da, dass sich Ärzte eben nicht nur in der beliebten Stadt niederlassen, sondern auch außerhalb.

philpo,

Die Sitze machen schon Sinn - es soll so verhindert werden,dass sich in den Unistädten oder auch reichen Vierteln einer Großstadt eine Überversorgung bildet weil es dort attraktiver ist bzw. auch Einfluss auf die Facharztverteilung genommen werden - sonst haben wir nachher 10.000 arbeitslose Radiologen (haben wir eh bald).

Nur das “wie” ist halt das Problem. Wir haben die Verteilung tlw. seit Jahrzehnten nicht angepasst,die Regelung zum Wegfall ist unsinnig und die Möglichkeiten zur Teilung,etc. antik.

In den Problembereichen werden übrigens schon lange keine hohen Ablösen mehr fällig - eher andersherum, du kriegst tlw. noch Geld. Aber findest ja trotzdem keinen.

Labonnie,

Was meinst du mit Karteileichen?

philpo,

Eine Praxis die einen Sitz annimmt muss diesen auch binnen einer gewissen Frist besetzen.

Die Vielfach kolportierte “der hat den Sitz aber macht nix”-Mythos ist nicht wirklich möglich. Das führt tatsächlich auch zu Entzugsverfahren und relativ hohen Strafen ggf.

Was aber natürlich möglich ist,ist einen Sitz “spezieller” zu füllen - wenn du einen Orthopädie/UCHsitz hast und dann deine Stunden/Fälle nur über ambulantes Operieren erreichst bringst du auch nicht viel für die reale ambulante Akutversorgung.

Takios,
@Takios@feddit.de avatar

Die gesetzlichen Krankenkassen stellen für Gebiete nur eine bestimmte Anzahl an “Sitzen” aus. Ärzte können nur über die gesetzliche KK abrechnen, wenn sie so einen Sitz haben. Wenn sie keinen Sitz haben, können sie also nur Privatpatienten behandeln.

brainwashed,

116117 anrufen, Termin geben lassen.

Labonnie,

Schon Mal probiert?

Hab auch bei unserer Krankenkasse angerufen. Und der KV. Ohne Ergebnis.

brainwashed,

vielleicht fangen wir erstmal bei erwachsenen an. gut fände ich einen symptomchecker wie web md , mit dem man krankheitsbilder einordnen kann.

Nobsi,
@Nobsi@feddit.de avatar

Du hast jetzt Krebs. Glückwunsch, ab in die Notaufnahme!

brainwashed,

Die Notchemo in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Man kennt’s.

Nobsi,
@Nobsi@feddit.de avatar

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Standardverfahren bei der jugend heutzutage mit ihren krebsspritzen.

c64, (edited )
@c64@feddit.de avatar
einhoernchen,

Und wie gut können Eltern abschätzen, was ein echter Notfall ist und was nicht? Viele dürften, gerade wenn es um Kinder geht, einfach unsicher sein und möglichst wenig Risiko eingehen wollen. Wenn arme Familien Angst haben müssen, dass sie, wenn sie die Situation falsch einschätzen, möglicherweise auf den Kosten sitzen bleiben, könnten sie den Gang ins Krankenhaus vermeiden, selbst wenn es notwendig wäre, mit den entsprechenden Folgen für die Gesundheit der Kinder.

Seltsamsel,
@Seltsamsel@feddit.de avatar

Die Konsequenz wäre mit größter Wahrscheinlichkeit, dass (reiche) Eltern mit dem Kind mit dem Pickel am Po nichtsdestotrotz am Wochenende beim Notdienst vorstellig werden und wohlwollend die Zusatzgebühr zahlen, während arme Eltern nicht riskieren werden ihr Kind mit 39°C Fieber ins Krankenhaus zu bringen, weil sie es sich nicht leisten könnten, dass ein Arzt es am Ende nicht als Notfall klassifiziert.

Eine Geldstrafe (und wenn wir ehrlich sind handelt es sich hierbei um eine Strafe) gilt wie immer nicht für reiche Menschen und die medizinische Kompetenz im Vorfeld selbst einzuschätzen was ein Notfall ist und was nicht kann man nicht auf medizinisch nicht ausgebildete Eltern abwälzen, zumal für Kleinkinder an vielen Stellen andere Regeln gelten als für Erwachsene.

Wenn es tatsächlich so ein riesen Problem ist, dass arbeitstätige Eltern unter der Woche nicht zum Kinderarzt können (so verstehe ich jedenfalls was der Herr Fischbach hier beschreibt), kann man auch da ansetzen: Arztpraxen sollten, vielleicht nur 1x die Woche, vllt untereinander abwechselnd, je nach Nachfrage, nach üblichen Feierabend noch offen haben. Hier bei mir in der Nähe gibt es einen Facharzt, der hat bis abends 22 Uhr offen und hat die späten Termine auch gezielt für Arbeitstätige ohne flexible Zeiten reserviert. Alternativ sollten Eltern unkompliziert und unbestraft während ihrer Arbeitszeit zum Arzt gehen können.

kraxelkatze,

Genau. Im Prinzip ist es ja genau das, was man bei der Praxisgebühr damals schon versucht hatte - unnötige Arztbesuche durch Kosten zu vermeiden. Und schon damals hat es nicht funktioniert. Wer mit einem kleinen Kind zum Arzt geht, hält den Besuch dort offensichtlich für notwendig. Wenn zu viele Menschen dort unnötig auftauchen, liegt das an fehlendem Wissen und daran ändert auch finanzielle Abschreckung nichts.

brainwashed,

Und schon damals hat es nicht funktioniert.

Grad den episch langen Wikipedia-Eintrag zur Praxisgebühr angeschaut. Gruselig. Minimale Gebür, 700 Ausnahmen, zig unerwünschte Effekte.

Dirk,
@Dirk@lemmy.ml avatar

Besser keine Notfälle haben.

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