Aufgedeckt hat das der niederländische Jurist und Digitalexperte Danny Mekić: Er recherchierte dafür in den Transparenzberichten von X, in denen die Plattform Details zu politischer Werbung auflisten muss. Laut seinem Gastbeitrag im niederländischen Volkskrant – hier eine englische Version auf seiner Webseite – wurde die Kampagne für die Chatkontrolle ab dem 15. September geschaltet, einen Tag nachdem klar wurde, dass der Vorschlag der EU-Kommission keine Mehrheit unter den Mitgliedsstaaten hat. Die Kampagne soll in den Niederlanden, Schweden, Belgien, Finnland, Slowenien, Portugal und der Tschechischen Republik mehr als drei Millionen mal ausgespielt worden sein.
Es juckt auch deshalb nicht viele, weil man es einfach nicht mitbekommt. Ich habe das gestern erst per Mastodon zum ersten Mal nach langer Zeit wieder gesehen und war unangenehm überrascht, wie weit das schon gediehen ist.
Das kenne ich und bin zu dem Entschluss gekommen, dass diese Leute in erster Linie mal keine Ahnung haben und deswegen der Meinung sind, dass kein Problem besteht. Man schiebt einfach etwas beiseite und sagt “ist okay für mich”. Alles andere würde bedeuten, dass man sich mit der Materie beschäftigen und (viel schlimmer) evtl. auch mal auf etwas verzichten müsste. Der (vor allem junge) Mensch von heute hängt an der Technik, wie der Süchtige an der Nadel. Das haben die entsprechenden Portale sehr geschickt eingefädelt und es ist natürlich grauenhaft, dass man trotz Erklärungen und Argumentationen kaum dagegen ankommt. Regierungen und entsprechende Dienste wissen das natürlich auch und versuchen, es zu nutzen.
Es wird die Software von Thorn angeboten, wenn Anbieter sagen, dass sie nicht wissen, wie sie das technisch umsetzen sollen. Bei der bisher gezeigten Bösartigkeit des Gesetzentwurfs würde es mich aber auch nicht wundern, wenn aus der Technologieoffenheit (die Anbieter dürfen selbst den Trojaner basteln) plötzlich die Verpflichtung zur Verwendung des Thorn-Trojaners wird. Und spätestens dann kommt Kutcher angerannt und hält den Geldbeutel auf.
Nee, es gab ja vor Kurzem die Aufdeckungen zum Lobby-Netzwerk hinter der Chatkontrolle. Dabei stellte sich heraus, dass EU als Präzedenzfall für andere Länder dienen soll. Heißt: wenn es klappt und er mit der EU fettes Geld verdient, verdient er noch mehr, wenn andere Länder dazukommen. Wir sind die Versuchskarnickel!