Dr_Obvious, German
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

Ich habe mal eine Frage an die @actuallyautistic Gruppe in Deutschland.

Habt ihr eine offizielle und oder Diagnose erhalten und dadurch negative Folgen erlitten?

Gegenüber Schule und Arbeitgeber kann man es sich natürlich aussuchen, ob man die Diagnose publik macht. Aber wenn man bestimmte Versicherungen abschließen möchte, wird ja eine Gesundheitsauskunft verlangt. Ich denke zB an BU Versicherung oder einer verpflichtenden Risikolebensv. für einen Immokredit.

Sci_Fi_FanGirl,
@Sci_Fi_FanGirl@hessen.social avatar

@Dr_Obvious @actuallyautistic Ich bin gerade mitten im Diagnose Verfahren. Habe mir darüber auch ein wenig Gedanken gemacht. Allerdings bin ich in der vorteilhaften Lage, dass mein Referendariat noch nicht so lange her ist, in dem ich verbeamtet und privat versichert war. Ich könnte die PKV ohne neue Gesundheitsprüfung reaktivieren. Etwa zeitgleich zum Ref hab ich BU etc abgeschlossen, daher ist das durch. Kredit könnte über meinen Mann laufen.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@Sci_Fi_FanGirl @actuallyautistic
Hast du irgendeine gute Quelle oder Anlaufstelle gefunden, um das durch zu spielen und abzuwägen?

Vor allem frage ich mich, ob lebenslange Diagnosen immer mit angegeben werden müssen oder ob da auch die Klausel mit den 5 Jahren gilt.

Hab schon überlegt, ob ich bei der Verbraucherzentrale mal frage.

Sci_Fi_FanGirl,
@Sci_Fi_FanGirl@hessen.social avatar

@Dr_Obvious @actuallyautistic Kann dir da keine zufriedenstellende Antwort geben. Würde vermuten, dass der VDK für sowas eine gute Adresse ist.

Ansonsten: die Versicherungen hab ich über einen Makler abgeschlossen. Der hat wegen meiner Vorerkrankungen manche Versicherungen schon aussortiert, die zu explizit fragen oder wo der Abfragezeitraum länger ist. Bei den meisten Dingen ging es nicht um eine grundsätzliche Diagnose, sondern ob man innerhalb der letzten 5 Jahre deswegen in Behandlung...

Sci_Fi_FanGirl,
@Sci_Fi_FanGirl@hessen.social avatar

@Dr_Obvious @actuallyautistic gewesen ist. Außerdem hat er bei mehreren anonyme Vorab-Anfragen gestellt und wir konnten dann die Konditionen vergleichen.

Allerdings stand zu dem Zeitpunkt die Diagnose Autismus noch nicht mal ansatzweise zur Diskussion.

bifouba,
@bifouba@kolektiva.social avatar

@Sci_Fi_FanGirl @Dr_Obvious @actuallyautistic Aber wie ist das überhaupt rechtlich? Da es als Behinderung zählt, wäre eine Ablehnung der Versicherung aus dem Grund doch sogar rechtswidrig, oder nicht? Bin kein Jurist, aber mit Bezug auf AT liest sich das so. https://www.oeziv.org/rechtsdatenbank/familie/private_versicherungen_und_behinderung

Sci_Fi_FanGirl,
@Sci_Fi_FanGirl@hessen.social avatar

@bifouba @Dr_Obvious @actuallyautistic Vielleicht dürfen sie dich nicht ablehnen, aber ein Risikozuschlag wäre schon möglich, wenn ich das richtig gelesen habe. Und ehrlicherweise wäre der ja auch "gerechtfertigt" aus Versicherungssicht: viele Autist:innen haben ja einige Komorbiditäten. Die finden schon Gründe, einem mehr abzuknöpfen. Für D ist das garantiert ähnlich. Versichern werden dich alle, fragt sich halt nur, zu welchem Preis.

bifouba,
@bifouba@kolektiva.social avatar

@Sci_Fi_FanGirl @Dr_Obvious @actuallyautistic Das schon, aber so, wie ich das lese, darf auch ein Risikozuschlag nicht allein aus statistischen Gründe nur aufgrund der Diagnose erfolgen, sondern muss ein tatsächlich erhöhtes Risiko abbilden. Also etwa wieviele Therapiestunden in einem relevanten Zeitraum tatsächlich gebraucht wurden. Und der darf nur so hoch sein, wie bei jemand ohne Diagnose aber mit ähnlich vielen Therapiestunden aus irgendwelchen anderen Gründen. Also die Diagnose per se darf nicht zu einer Prämienerhöhung führen.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@bifouba @Sci_Fi_FanGirl @actuallyautistic
Interessant. Du scheinst dich damit näher befasst zu haben, gibt es da irgendwelche Fälle, in denen das gerichtlich geklärt wurde? Die Regelung mit den 5 Jahren ist ja auch neuer. Vor 20 Jahren gab es die AFAIR noch nicht.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@Sci_Fi_FanGirl @bifouba @actuallyautistic
Ist auch zynisch, dass diejenigen, die tatsächlich eine Versicherung bräuchten, so stark rausgefiltert werden dürfen. Das ist ja Sinn und Zweck der Versicherung.

Sci_Fi_FanGirl,
@Sci_Fi_FanGirl@hessen.social avatar

@Dr_Obvious @bifouba @actuallyautistic Tja nun. Für die ist es halt in erster Linie ein Geschäft. Kapitalismus.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@Sci_Fi_FanGirl @bifouba @actuallyautistic
Joa, nur hat halt der Staat bestimmte Leistungen dorthin ausgelagert, welche vorhin in die Sozialversicherung fielen. Siehe BU. Aber er hat halt versäumt entsprechende Auflagen für die Wirtschaft zu definieren.

Sci_Fi_FanGirl,
@Sci_Fi_FanGirl@hessen.social avatar

@Dr_Obvious @bifouba @actuallyautistic Ich stimme dir da ja absolut zu. Mir fällt ad hoc nichts ein, das durch Privatisierung besser geworden wäre.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@bifouba @Sci_Fi_FanGirl @actuallyautistic
Also das mit der privaten Krankenkasse habe ich direkt so deutlich gelesen.

Wie es mit BU und Risikolebensversicherung ist, weiß ich nicht.

Ich kenne mich mit dem Kreditthema auch nur schlecht aus. Bei der Entscheidung zum Psychotherapeuten zu gehen, bin ich darüber gestolpert, dass dies auch da Probleme machen kann.

Bank verlangt für Kreditaufnahme die RL Vers., die fragt Erkrankung ab, damit hat man dann ggf. Pech.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@bifouba @Sci_Fi_FanGirl @actuallyautistic
Ich weiß auch nicht, ob man den Kredit alleine nimmt oder als Ehepaar, ob nur einer eine "saubere" Akte braucht oder beide etc.

Eigentlich wollte ich mich gar nicht damit befassen, aber es ist, wie es ist.

Aber da ich 36 bin und jetzt vermutlich eh 5 Jahre gar nicht fragen muss, meine Frau ebenso, ist das Thema für uns vermutlich eh abgelaufen.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@Sci_Fi_FanGirl @actuallyautistic
Ich hasse Makler und habe Null vertrauen in die. Ich hab schon mal einen Honorarberater gehabt. Vlt. frag ich den.

Sci_Fi_FanGirl,
@Sci_Fi_FanGirl@hessen.social avatar

@Dr_Obvious @actuallyautistic Geht mir ähnlich. Aber ich war hoffnungslos überfordert und brauchte jemanden, der sich drum kümmert.

danimo,
@danimo@mastodon.social avatar

@Dr_Obvious ich habe 2019 eine Autismus Diagnose erhalten, aber behalte es mir vor, wem ich davon erzähle. Im Privaten und beim Arbeitgeber halte ich das transparent. Bislang nur Vorteike dadurch.

Wird denn bei entsprechenden Versicherungsanträgen explizit danach gefragt? Ansonsten würde ich es bei einer eher generischen Abfrage von „Krankheiten“ schlicht nicht angeben. (Sehe meinen Daseinszustand auch nicht als Erkrankung)

@actuallyautistic

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@danimo @actuallyautistic
Bei einer BU Versicherung wird danach gefragt. Genauso bei einer Lebensversicherung. Außerdem wird die Entbindung von der Schweigepflicht verlangt.

Für manche die Verbeamtung anstreben ebendo.

Bedeutet wenn man mit Depression behandelt wird, kann man einen Immokauf für die nächsten 5 Jahre vergessen.

Aber die Autismusdiagnose bleibt ja. Kann sein, dass es bedeutet ich könnte das nie mehr machen. Das ist schon krass und unbegründet.

danimo,
@danimo@mastodon.social avatar

@Dr_Obvious wow ok. Wusste ich nicht. Wobei ich sagen muss, dass ich Versicherungen und so „Papierkram“ Dinge ohnehin eher erfolgreich verdränge, als erledige, daher beträfe mich das in der Praxis vermutlich nicht. Obwohl, wenn ich nicht mit meinen „Spezialinteressen“ mein Geld verdienen könnte, käme ich mir schon so berufsunfähig vor. 🙈@actuallyautistic

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@danimo @actuallyautistic
Die Frage ist, ob das schon mal vorm Verfassungsgericht geprüft wurde.

Aber es kann halt sein, man lässt sich diagnostizieren und kann damit nicht mehr verbeamtet werden, kein Haus oder Wohnung abzahlen, obwohl man gut durchs Leben kommt.

Wenn mein Kind auf den Trichter kommt zur Berufsfeuerwehr zu wollen, muss ich dann sagen sry. wir wollten es damals genau wissen, geht jetzt nicht mehr.

Da hab ich jetzt gerade schon ein bisschen Sorge wegen.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@danimo @actuallyautistic
Ist halt eine abgefuckte Welt, wo man dafür abgestraft wird, dass man sich Hilfe holt und seine Probleme angeht, aber Leute, die ihre Probleme ignorieren oder Hilfe wegen Stigmata nicht annehmen wollen, das Vertrauen der Finanz- und Versicherungswirtschaft geniessen.

danimo,
@danimo@mastodon.social avatar

@Dr_Obvious naja, das sind aber auch Instrumente und Methoden der Neurotypischen Welt. Der fühlte ich mich schon vor meiner Diagnose nicht wirklich zugehörig und habe mir abseits der üblichen Pfade meine Nischen gesucht.
Banken, Versicherungen, und andere Krawattenbranchen sind durch die Bank suspekt und zu meiden. Damit bin ich gut gefahren bis jetzt. Steuere allerdings auch save auf Altersarmut in ein paar Jahren zu. 👍😬 @actuallyautistic

sahat,
@sahat@c.im avatar
Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@sahat @danimo @actuallyautistic
Ich hab da im technischen Bereich und als Aufsteiger bislang wirtschaftlich Glück. Aber da meine Eltern mir nichts vererben können und meine Frau im Buchhandel ein eher bescheidenes Gehalt hat, ist das in der aktuellen Lage auch eher hypothetischer Natur.

Aber mein autistischer Drang, alles zu durchdenken, zu optimieren, keine Optionen zu verbauen, der lähmt mich da sehr, das ganze abzuwägen.

Und dass man sich über sowas Gedanken machen muss, ist so unfair!

danimo,
@danimo@mastodon.social avatar

@Dr_Obvious @sahat @actuallyautistic habe alles im Blick: ich war 30 jahre Freelancer und es hat gereicht für einen brauchbaren Lebensunterhalt, aber ohne Rücklagen oder priv. Altersvorsorge.
Seit 5 Jahren bin ich angestellt; bis zur Rente werden es 18 Jahre sein. Entsprechend mickrig wird die Rente werden. Aber mal schauen, was noch passiert. 🤓

Kaddastrophe,
@Kaddastrophe@det.social avatar

@Dr_Obvious
Es ist tatsächlich ein zweischneidiges Schwert.
Ich habe es für mich gemacht, da ich im öffentlichen Dienst sehr viele Vorteile habe.
Bei meinem Neffen geht es um Nachteilsausgleiche etc. Aber es hat natürlich auch Nachteile und das auch im Bildungsbereich für Kinder.

Letztlich bleibt noch die Frage, und das ist tatsächlich eine reale Angst von mir, ob sich eine Diagnose durch politische Umstände irgendwann als Gefahr für mich herausstellen.
@actuallyautistic

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@Kaddastrophe @actuallyautistic
Die letzte Sorge kann ich auch nachvollziehen. Wobei die für mich die kleinere ist. Denn sollte es soweit kommen, dann würde ich so oder so den Weg in die Migration suchen.

Für mein Kind sehe ich in der Kindheit die Chance für Nachteilsausgleich, aber auch die Gefahr für Abschiebung Richtung Sonderschule.

Für das Erwachsenenleben ist es für mich nicht absehbar. Wäre interessant, ob jemand nen Immokredit und die notwendige Versicherung mit Diagnose bekam.

atarifrosch,
@atarifrosch@todon.eu avatar

@Dr_Obvious @actuallyautistic Ich habe keine „offizielle“ Diagnose, mich aber seit August 2011 in unzähligen Blogposts und Videos wiedererkannt.

Private Versicherungen sind für mich allerdings wegen Zwangsverarmung eher kein Thema.

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@atarifrosch @actuallyautistic
Private Krankenkasse ist aus moralischen Gründen für mich auch kein Thema.

Immobilienkredit wird auch immer unwahrscheinlicher, dass ich ihn brauche. Irgendwann lohnt sich das halt auch nicht mehr und man ist zu alt.

Aber ich treffe ja damit auch eine Faktenlage für mein Kind. Vlt. ist das nicht ratsam.

atarifrosch,
@atarifrosch@todon.eu avatar

@Dr_Obvious @actuallyautistic Nicht nur normale KV, sondern auch Unfall-, Haftpflicht-, Lebens-, KV-Zusatz- und das ganze Gedöns.

Kjun,
@Kjun@toot.garden avatar

@Dr_Obvious @actuallyautistic I have avoided getting my official diagnosis because of the restrictions it could place on my ability to immigrate.

I never thought about the impact it would have on insurance policies but that is certainly something else to consider. I do recall some policies inquiring a bit into it, conceivable to disqualify applicants as high risk?

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@Kjun @actuallyautistic
Yeah this is really fucked up. It is strongly depending on each country and of course one can only guess about future development.

For the next years I guess me and my wife are blacklisted anyway since she is seeing a therapist for depression. I guess I could justify my current consultation related to phobia. But if I go the way for me and my kid for #AuDHD , I might create life time impacts. And since I am doubtful of actual help. I might stop that for the better.

nddev,
@nddev@c.im avatar

@Kjun @Dr_Obvious @actuallyautistic
OTOH, if you buy an annuity when you retire, an autism diagnosis might be useful to have.

Kjun,
@Kjun@toot.garden avatar

@nddev @Dr_Obvious @actuallyautistic wait why would that be good? Does it give a discount?

nddev,
@nddev@c.im avatar

@Kjun @Dr_Obvious @actuallyautistic
Annuity rates depend upon your state of health and your lifestyle. For example, if you smoke, they'll pay out more each year in the expectation that you won't be claiming for as long as a non-smoker would.

Autism is not good for life expectancy, although I'm sure the impact depends on the particular autistic characteristics you have. For example, if you were unable to communicate your health needs to a doctor, you'd get worse healthcare as a result.

As always with life expectancy, lifestyle changes make a huge difference to your chances. You are not predestined for an early grave.

This page is a bit of a shocker, so read it when you're mentally prepared:

https://www.songbirdcare.com/articles/autism-life-expectancy

Also understand that, the older you are now, the older you can expect to be when you die. If you're six months younger than the age given in that article and you're in reasonable health, you can expect to sail past it without noticing it.

18+ Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@nddev @Kjun @actuallyautistic
This strongly depends on the country and local legislation. Here you don't get any different annuities based on your personal life expectation.

nddev,
@nddev@c.im avatar

@Dr_Obvious @Kjun @actuallyautistic

That's a real surprise.

Khun is in the UK, as I am, and both health and lifestyle choices do affect annuity rates here:

https://www.aviva.co.uk/retirement/pension-annuity/how-annuity-rates-are-calculated/

(Aviva was just the first search result I found. I don't have an opinion on them as an annuity provider.)

Dr_Obvious,
@Dr_Obvious@chaos.social avatar

@actuallyautistic
Greift bei einer Autismusdiagnose die Regel, dass man diese Selbstauskunft nur 5 Jahre rückwirkend machen muss oder ist es in dem Fall nutzlos, weil man ja weiterhin Autist ist?

Ich bin für mich und mein Kind an einer formalen Autismus und ADHS Diagnose interessiert, aber habe auch leichte Zweifel, ob ich mir und meinem Kind mit diesem Weg die Zukunft verbaue.

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