Damals in meinem Physikstudium war das bei mir als Aufsicht auch mal so. Hab dann den Prof rangeholt, er halt nachgedacht, ist nach vorne an die Tafel gegangen und hat den Studierenden dann die Aufgabenstellung nochmal präzisiert und ne Relation angeschrieben, die notwendig war.
Da hatte der Übungsgruppenleiter und Klausurersteller die Aufgabe extra so gemacht, dass nur diejenigen, welche die Relation auswendig kennen, die Aufgabe auch bearbeiten können (so als 1.0 Aufgabe für eine eh schon leichte Klausur), und der Prof war so “Nööö, das kann man schonmal vergessen obwohl die in der Vorlesung mindestens 5 und in den Übungen Dutzende mal verwendet wurde”.
Für ne 1,0 Aufgabe finde ich kann man es schon machen. Damit siebt man wirklich die Leute aus, die entweder sehr sehr gut gelernt haben oder sich so viel damit beschäftigt haben, dass sie es durch reines Anwenden verinnerlicht haben.
Gerade in Technik und Naturwissenschaften sind die Klausuren maximal weit von der eigentlichen Arbeit entfernt. Man arbeitet nie allein, hat immer alle Nachschlagewerke zur Hand und kann häufig sogar einen Prof/Betreuer/Chef fragen wenn man nicht weiter weiß.
Es kommt eigentlich nur darauf an ob man mit dem Material arbeiten kann und tatsächlich Output liefert.
Eine Klausur testet dein Wissen/Können bzgl. eines akademischen Fachs ab, und hat erstmal nichts mit dem Arbeitsleben zu tun. Wieso du da jetzt den Bezug herstellst ist mir unklar.
Der Unterschied zwischen Wissen und Können ist Haarspalterei. Eine Methode anwenden zu können heißt implizit zu wissen, wie man sie anwenden kann. Es gibt Graduierungen wie wichtig manches Wissen ist, aber die sind Kontext spezifisch, und rein praktisch muss man als Prüfer irgendwo den Cutoff machen was verlangt, und was gegeben wird.
Und wenn Nachschlagen von Wissen trivial ist (was es natürlich nicht ist, selbst bevor Google zu SEO Spam verkommen ist), könnten wir akademische Abschlüsse auch ganz abschaffen. Das ist aber natürlich Blödsinn, jemand mit tiefem und breitem Wissen arbeitet sehr viel effizienter als jemand der alles nachschlagen muss.
Ehrlicherweise muss man sagen, dass vorne auf dem Deckblatt immer die Bearbeitungsdauer steht, den Startzeitpunkt wir dann anschreiben und neben der Tafel ne große Uhr hängt. Trotzdem kommt die Frage aber in jeder zweiten Klausur.
Add comment